Mit der Verpflichtung dreier hochkarätiger Spieler sah sich Bezirksligist Nievenheim gut aufstellt. Doch nach nur drei Partien sind zwei Spieler unter bemerkenswerten Umständen wieder weg, schlossen sich dem SC Kapellen an.
Für die Verantwortlichen im Amateurfußball ist es in den vergangenen Jahren schon fast zur Normalität geworden, dass sie sich auf Zusagen von Spielern nicht mehr verlassen können. Auch in der Region gab es schon etliche Beispiele, bei denen Mannschaften nach guten Gesprächen mit Blick auf die neue Saison Spieler fest eingeplant hatten, die es sich dann aber früher oder später doch anders überlegten und zur Konkurrenz gingen. Was sich jetzt aber kurz vor Ende der Wechselfrist am 31. August beim Bezirksligisten VdS Nievenheim ereignete, hat noch mal eine ganz andere Dimension und macht die Nievenheimer fassungslos.
„Von so was habe ich in dreißig Jahren Fußball noch nie etwas gehört. Wir sind schockiert“, sagt Simon Müller, der Sportliche Leiter des VdS Nievenheim. Und das ist passiert: Bereits vor Ablauf der vergangenen Saison stellte der Bezirksligist gleich drei Toptransfers vor. Nils Mäker (SC Kapellen) und Jan Rakow (Holzheimer SG) kamen aus der Landesliga, Jan-Lukas Nosel (1. FC Monheim) aus der Oberliga nach Nievenheim, um mit ihrem guten Kumpel Dominik Schillings zusammen aufzulaufen. Doch ist es dazu aus unterschiedlichen Gründen in den bisherigen drei Saisonspielen noch nicht gekommen. Und wird es auch nicht mehr, denn Nils Mäker und Jan Lukas Nosel teilten am Sonntag mit, dass sie den Verein mit sofortiger Wirkung verlassen wollen, um sich dem SC Kapellen anzuschließen. Mitgeteilt haben sie das aber nicht einem der Vereinsverantwortlichen, sondern nur ihrem Freund und VdS-Kapitän Dominik Schillings. Der wurde von der Entscheidung übrigens genauso überrumpelt wie Jan Rakow. Nachdem der Sportliche Leiter Simon Müller davon erfahren hatte, suchte er in einem Telefonat den direkten Kontakt. „Die beiden haben durchblicken lassen, dass ihnen die Qualität im Training und im Kader nicht ausgereicht hat. Weil sie persönlich höhere Ambitionen haben, waren sie offenbar auch von dem Saisonstart mit einem Sieg und zwei Niederlagen enttäuscht“, erklärt Müller, um dann deutlich zu werden: „Ganz ehrlich, so eine Einschätzung lässt sich nicht nach drei Spieltagen treffen. Sie haben uns einfach keine Chance gegeben.“ Der VdS hatte sich hingegen mächtig ins Zeug gelegt und war auf etliche Forderungen Zugänge eingegangen, um sie von den VdS zu überzeugen.
Möglich wurde der Wechsel der beiden auch nach Ablauf der Abmeldefrist am 30. Juni und vor Ablauf der Wechselperiode am 31. August über das Konstrukt eines Vertragsspielers (früher Vertragsamateur). Die aufnehmenden Vereine statten die Spieler mit einem mindestens ein Jahr gültigen Vertrag aus, bezahlen ihnen mindestens 250 Euro im Monat und übernehmen die Sozialabgaben. Sind alle Regularien eingehalten worden, sind die Spieler sofort für den neuen Klub spielberechtigt.
Dass bei einem Vertragsspieler keine Ablöse an den abgebenden Verein zu zahlen ist, verleiht der ganzen Angelegenheit noch mehr Zündstoff. Denn die Nievenheimer mussten eine stattliche Ablöse für Nils Mäker aufbringen (laut Statuten werden für einen Landesligaspieler 1500 Euro fällig) und bekommen vom SCK nun nichts zurück. Wenn dann nur freiwillig. „Wir haben noch nichts aus Kapellen gehört. Wir hätten innerhalb des Kreises mit einer kollegialen Kommunikation gerechnet“, erklärt Müller.
Dass bislang noch keine Kontaktaufnahme vom SC Kapellen erfolgt ist, begründet Geschäftsführer Ralf Stübben mit dem hohen Arbeitsaufkommen, um den Wechsel in der kurzen Zeit unter Dach und Fach zu bekommen. „Er am Sonntag hat sich die Möglichkeit ergeben, dann hatte wir erst mal genug zu tun, um den Wechsel wasserdicht zu machen“, erklärt Stübben, der den Ärger auf Nievenheimer Seite aber gut nachvollziehen kann. Denn der SCK habe auch schon öfter unter nicht eingehaltenen Zusagen leiden müssen. Der SCK-Geschäftsführer aber betont: „Die beiden Spieler sind auf uns zugekommen und haben erklärt, dass es in Nievenheim auf keinen Fall weitergeht. Wenn wir sie also nicht verpflichtet hätten, hätte es vielleicht ein Konkurrent getan.“ Und was Stübben auch ganz wichtig ist: „Der SC Kapellen bewegt sich bei allen Wechseln innerhalb der Regularien der Spielordnung.“
Das ziehen die Nievenheimer allerdings auch gar nicht in Zweifel. Abgesehen von der menschlichen Enttäuschung über das Verhalten von Nils Mäker und Jan-Lukas Nosel haben sie ein Problem damit, dass der SCK durch den Prozess der Abgabe und Rückholaktion von Mäker ein Plus auf ihre Rechnung macht. Das will der VdS nicht auf sich sitzen lassen. „Wir haben bereits beim Verband angefragt, wie die rechtliche Lage aussieht. In allen Fällen, bei denen der Spieler sofort zum alten Verein zurückgekehrt ist, hat der abgebende Verein, in dem Falle wir, immer Recht bekommen. Wir halten uns mit rechtlichen Schritten jedoch erst einmal zurück, bis wir das Gespräch mit dem SC gefunden haben“, erklärt Müller. Was die sportliche Seite anbelangt, will er sich den Rest der Spielzeit durch den Vorfall aber auf keinen Fall kaputtmachen lassen: „Das Team will jetzt erst recht zeigen, dass es auch ohne Nosel und Mäker laufen wird. Wir haben genug Qualität in der Mannschaft, um auch so eine gute Saison zu spielen.“
Autor: NGZ / David Beineke und Noah Knothe
Quelle: https://www.fupa.net/news/wechsel-zoff-macht-vds-nievenheim-fassungslos-2970997